Gemeinsam mit Martina Noble entstand die Trilogie: "Der Henker von Rothenburg", dessen Neuauflage jetzt erhältlich ist.
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Auch erhältlich als Hardover und Softcover bei allen Buchhändlern und im Internet.

 

Mord in Rothenburg 

Rothenburg 1526: Matthias Wolf, der Scharfrichter von Rothenburg, und Marie, eine Magd des ansässigen Vogts, haben eigentlich nichts gemeinsam. Doch als Marie durch eine Intrige fälschlicherweise des Mordes durch Hexenkraft angeklagt wird, setzt der gefürchtete Henker alle Hebel in Bewegung, um sie vor dem Scheiterhaufen zu bewahren …
„Mord in Rothenburg“ ist eine Geschichte gespickt mit Grausamkeiten und Tabulosigkeit, aber auch voller Menschlichkeit und Hoffnungsschimmer. 

 

 

Leseprobe

 

 

Prolog

 

Es war ein kalter Winter gewesen im Jahr 1525. Bereits im Oktober hatte es den ersten Frost gegeben, dem im November ergiebige Schneefälle gefolgt waren. Dank der guten Ernten der letzten Jahre und einer klugen Vorratshaltung musste kein Mensch in Rothenburg Hunger leiden.

Auch die Vorräte an Holz, um die Häuser warmzuhalten, waren mehr als genügend. Vereinzelt kam es zu Todesfällen, die nicht auf natürliche Ursachen zurückzuführen waren. So erfroren einige Männer, die des Nachts nach einem Zechgelage den Weg nach Hause nicht mehr fanden und auf den Straßen einschliefen. Darunter befand sich auch der Henker von Rothenburg, Malachias Steigner. Man fand ihn zwar noch lebend, aber ihn überkam solch ein hohes Fieber, dass er nach wenigen Tagen verstarb.

Sein Gehilfe, Matthias Wolf, wurde daraufhin vom Vogt Bernhard Steiner zum neuen Henker bestellt. Matthias hatte bis zu dieser Zeit noch keine eigenständige Hinrichtung durchgeführt. Dank der Ausbildung bei Malachias war der Vogt jedoch der Meinung, dass Matthias dem gewachsen sei. Er behielt sich jedoch vor, ihn zu ersetzen, sollte er den Vogt enttäuschen und die Strafen, die zu vollstrecken dem Henker bestimmt wurden, nicht ordnungsgemäß vollzogen werden würden.

Es gab nicht viele Strafen in diesem kalten Winter. Doch Matthias vollzog alle Urteile zum Wohlgefallen seines Dienstherren. Eine Hinrichtung gab es allerdings nicht. Erst wenn Matthias diese sauber ausgeführt habe, so der Vogt, würde er zum Henker auf Lebenszeit ernannt.

Die Toten konnten nicht bestattet werden, der Boden war zu hart. So bettete man sie in Särge und lagerte sie in einer Scheune, etwas außerhalb der Stadt. Sie waren zu Stein gefroren. Als im Jahr 1526 im März die Temperaturen endlich stiegen und der Schnee geschmolzen war, gab es an mehreren Tagen hintereinander die Beisetzungen.

Als sein Meister zu Grabe getragen wurde, stand Matthias alleine mit dem Priester an der letzten Ruhestätte. An diesem Tag wurde ihm bewusst, dass er niemals zu den Bürgern der Stadt gehören würde.

Er lebte in einem Haus, direkt außerhalb der Stadtmauern hinter dem Galgentor. Matthias war ein junger, kräftiger Bursche. Gerade fünfundzwanzig Lenze, groß wie ein Baum und stark wie ein Stier.

Wo er herkam, wusste niemand in der Stadt so genau. Meister Malachias hatte ihn bei sich aufgenommen und ihn ausgebildet. Er war geschickt bei allem, was er tat. Und er hatte die nötige Demut, um es den Verurteilten nicht an Respekt mangeln zu lassen. An manchen Tagen und in fast allen Nächten fühlte er sich jedoch einsam, was daran lag, dass die Meisten ihm aus dem Weg gingen. Er war respektiert, sogar gefürchtet, aber nicht geliebt.

Sein Lehrmeister hatte ihm immer gesagt, dass es ein einsames Leben werden würde. Gutbürgerliche Töchter würden ihn niemals heiraten dürfen. Und in sein Bett fänden nur Hübschlerinnen oder Frauen den Weg, die sich keine Hoffnung auf einen Ehemann aus den situierten Familien mehr machen konnten.

Wenn er seine Runden drehte, grüßte man ihn höflich und respektvoll, ansonsten ging man Matthias aus dem Weg. Der Aberglaube war stark in den Menschen, und engerer Kontakt mit dem Henker als unbedingt notwendig galt als sicherer Unglücksbringer.

Das machte ihm in manchen Nächten zu schaffen, doch hatte er sich damit abgefunden. Nach dem Schnee kam der Regen. Die Welt war ein eintöniges Grau, alles verwandelte sich in Schlamm und Morast. Es schien, als ob die Sonne nie mehr scheinen wollte. Manch einer der älteren Bewohner Rothenburgs sah darin ein böses Omen. Man war sich nicht sicher, ob der Frühjahrsmarkt würde stattfinden können, und mancher Bauer machte sich Sorgen, ob er früh genug zur Saat auf die Felder käme.

Aber langsam wurde das Wetter besser. Die Stadt erwachte aus ihrem Winterschlaf, jeder ging seiner Beschäftigung nach. Im »Goldenen Schwan«, dem Gasthaus, in welchem die Hübschlerinnen ihre Gunst feilboten, wurde Frühjahrsputz gehalten. Es roch nach frischem Brot, nach gebratenem Fleisch, nach Leben. Der Geruch des Todes verflüchtigte sich mit jedem Tag, an dem die Sonne etwas früher auf- und später unterging, ein wenig mehr.

Die Ereignisse, welche einige Jahre vorher geschehen waren, als man die Juden aus Rothenburg vertrieben hatte, gerieten langsam in Vergessenheit. Nur einige leer stehende Gebäude erinnerten noch daran.

 

Dann kam der April 1526. Ein Monat, der das Leben des Henkers von Rothenburg und aller Bewohner verändern würde.

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