Der Versuch des Schreibens

Was macht man, wenn man eine Schreibblockade hat? Es trotzdem versuchen. Aber manchmal endet das desaströs!

So. Dann wollen wir mal. Rechner an, Word starten. Gut, also, wie fang ich denn an?
Es war einmal......
Telefon. Mist, wer ist das denn??? Ach, hallo Mama. Nein, Du störst nicht. Was? Ja, ich habe gegessen. Meine Hemden sind auch gebügelt. Ja, ich weiß, Du würdest das tun. Nein, Mama, ich brauche keine Frau, die meine Hemden bügelt. Nein, mir geht es gut. Ja, Mama, ich ruf an. Ja, dieses Jahr noch.... Tschüß.

Mann, immer das gleiche. Also, wo war ich stehengeblieben?
Es war einmal.....
Doch, fängt gut an. Aber was war einmal? Oder wer? Oh Mann.....
Es war einmal ein Mädchen, das ging.......
Wohin? In den Wald? In die Stadt? Wohnung? Garten? Immer diese Entscheidungen. Ach nein, ich habs:
Es war einmal ein Mädchen, das ging in sein Bett.
Sieht doch echt gut aus. Aber Moment, jetzt wirds kompliziert. Ein Mädchen geht ins Bett. Hmmm, das muss ich wohl genauer erläutern, bevor wieder irgendeiner auf die Idee kommt, und mir was andichten will. Also nochmal:

Es war einmal ein kleines Mädchen, das ging in sein Bett.
Oha, Vorsicht. Wie klein ist das Mädchen? Das ist noch zu ungenau. Leider haben zu viele Leute eine zu schmutzige Phantasie. Und wer oder was ist in dem Bett. Das muss ich wohl auch klarstellen. Also, nächster Versuch:

Es war einmal ein sehr kleines Mädchen, das ging alleine in sein leeres Bett.
So, das wär ja nun fast geklärt.
Verflixt, wer läutet denn da? Mann, das ist meine Klingel, nicht der Treppenhauslichtschalter. Jetzt bin ich wieder raus. Na gut, erst mal aufs Klo und nen Kaffee holen, ne Zigarette anzünden.
Puh, das tat nun gut.. Na ja, ne halbe Stunde und schon den Anfang geschafft. Erst mal ne Runde Online? Nein, Junge, Selbstdisziplin ist angesagt. Mal sehen, was habe ich denn nun? Oh, sehr klein ist nicht so gut. Da könnten irgendwelche Idioten doch noch dummerweise irgendwelche Kinderpornographischen Inhalte vermuten.
Und dann muss ich ja noch erklären, daß sie gar nicht alleine ist. Aber wer schaut denn nach ihr? Nicht der Vater, das ist dann wieder sehr verdächtig.......

Es war einmal ein Mädchen von vier Jahren, das von der Mutter in sein Bett gebracht wurde.
Ja, das ist es. Toll. Alter ist klar definiert, und sexuelle Übergriffe wird da wohl keiner mehr sehen. Wie war das neulich in Fernseher, als der Junge da stand und der Kerl mit seinen Füßen und nem Strick um den Hals auf seinen Schultern stand? Was war das noch?? Heavens Gate? Nein, Idiot, das Ding mit der Mundharmonika, Spiel mir das Lied vom Tod. Hey, wie komme ich denn jetzt darauf? Ich schweife ab, ich wollte doch ein Märchen schreiben.

Also:
Es war einmal ein Mädchen von vier Jahren, das wurde von seiner Mutter in sein Bett gebracht und bettelte, dass sie ihr noch eine Geschichte erzählen sollte.
Boah ey, genial. Und wie geht's weiter? Was denn für ne Geschichte? Oder soll ich sie träumen lassen? Von einer Zukunft als Model, mit sonnengebräunter Haut und Stringtangabikini am Strand? Pfui, schäm dich, Du schreibst ein Märchen, keine Geschichte für den Playboy oder so, vergiss das mit den Knackpopos am Strand im Tanga.

Mal überlegen. Ach ja, ich könnt ja mal ne Rechtschreibprüfung machen. Ah ja, keine Fehler. Wär ja auch ein Wunder, bei dem einen Satz.........
Ich hab Hunger, erst mal was essen. Nochmal lesen,was ich da habe:

Es war einmal ein Mädchen von vier Jahren, das wurde von seiner Mutter in sein Bett gebracht und bettelte, dass sie ihr noch eine Geschichte erzählen sollte.
Bockmist. Totaler Schwachsinn. Wer ist denn dieses Mädchen? Woher kommt sie? Und überhaupt, was soll sie denn im Bett? Und dann alleine? Hat sie keinen Teddy? Und hat die Mutter nix besseres zu tun, als eine Geschichte zu erzählen, wo die Bügelwäsche noch da steht, der Ehemann rummault, daß das Abendessen nicht gut war, kein Bier mehr im Kühlschrank ist und sie nur noch Migräne hat.
Ich glaub, ich lass das mit den Märchen mal, die glaubt eh keiner mehr.....
© W. Diefenthal 1994

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